Mit 91 Jahren: Lau macht sein letztes Spiel

 

Tischtennis-Regionsverband Gifhorn-Wolfsburg



Wolfsburgs ältester aktiver Tischtennisspieler möchte „nur“ noch trainieren. Solange „bis ich umfalle“.

Wolfsburg. Die Stadt Wolfsburg hat viele Sportlegenden: Da gibt es Olympiasiegerinnen und Olympiasieger, deutsche Fußballmeister, Champions-League- Siegerinnen, Judo-Ikonen. Sie alle hatten ihre große Bühne. Eine ganz große hat Herbert Lau nie betreten – und doch ist auch er eine Wolfsburger Sportlegende. Eine Legende des Breitensports. Mit 91 Jahren hat er nun sein letztes Punktspiel bestritten. Wie oft er im Trikot an der Tischtennis-Platte stand? Mit Sicherheit hunderte Male. „Vielleicht waren es auch tausend Spiele. Gezählt habe ich sie nie.“ Aber auf Lau zählen – das konnten alle Vereine, für die er in Wolfsburg angetreten ist.

Lau wurde 1932 in Danzig geboren und zog 1939 mit Vater Otto, Mutter Anna und seinen drei


Geschwistern nach Wolfsburg. Der gelernte Werkzeugmacher-Meister, der 44 Jahre lang für VW gearbeitet hat, hat trotz Ausflügen in andere Sportarten früh sein Herz an den Tischtennissport verloren. Mit 19 Jahren gab er Anfang der 50er-Jahre seine Premiere an der Platte – beim VfL Wolfsburg, für den er zuvor Fußball spielte. Er wechselte die Sportart, „weil es vor 70 Jahren auf dem Platz ordentlich zur Sache ging, da wollte ich mir meine Beine nicht kaputtmachen.“ Nur einmal legte er noch eine Tischtennis-Pause ein. Für das Kunstradfahren engagierte sich Lau als Trainer und Landesfachwart insgesamt zwölf Jahre lang. Mit seiner Tochter Angela feierte er etliche Erfolge.

Nach dem Aus der Tischtennis-Sparte beim VfL der 90er gingʼs für ihn zum TV Jahn Wolfsburg. Seit 2003 schlug er für den SV Sandkamp auf, wechselte dann im stolzen Alter von 90 Jahren noch einmal zum Post SV Wolfsburg, weil sie ihn um seine Hilfe baten. Und so spielte der 91-Jährige für die dritte Mannschaft, nahm nun zum Hinrundenfinale gegen den MTV Hattorf V in der 5. Kreisklasse 3 ein letztes Mal den Schläger in die Hand.

„Das ist schon ein bisschen anstrengend. Ich gewinne zwar auch ab und zu einen Satz, aber ich gebe es jetzt auf. Die Spiele waren zwar knapp, aber es macht auch keinen Spaß, wenn man immer verliert. Das ist für die Seele nicht gut“, sagt der Rentner, der in seinem Sportlerleben aber auch schon genug gewonnen hat. Seine größten Erfolge feierte er im fortgeschrittenen Alter, ging sogar 2013 bei der Senioren-EM an den Start.

 

Über ein Jahrzehnt später ist nun Schluss. Aber nur mit dem Punktspielbetrieb. „Ich trainiere noch weiter“, verspricht Lau, der in mehreren Wolfsburger Vereinen Mitglied ist. „So könnte ich von Montag bis Freitag trainieren“, sagt er ob der Vereinsauswahl mit einem Lachen. Sein Lieblingsverein „ist aber der SV Sandkamp“.

Er hatte „ein sagenhaft schönes Leben“. Nicht nur sportlich. Der Beruf – er arbeitete bei VW in der Gießerei – brachte ihn über den „Bonner Expertenservice zweimal nach China und zweimal nach Kanada.“ Heute liebt er Urlaub auf Gran Canaria – und möchte noch lange fit bleiben. Mit Tischtennis. „Diesem Sport bleibe ich treu, bis ich umfalle. Weil es für meine Gesundheit sehr gut ist.“ Auch der Geist werde gefordert: „Du musst überlegen: Was für einen Aufschlag machst du? Wo kommt der Ball hin? Und in der Abwehr ist meine Reaktion noch total da. Da sagen viele: Wie kann man so einen Ball noch kriegen?“ Nach allen Bällen streckt er sich heutzutage aber nicht mehr. Schließlich ist es mit 91 wichtiger als mit 19, Stürze zu vermeiden

©Bericht aus der WAZ: ums